Aktuelle Termine

Prakikumsbericht

Ein Blick hinter die Kulissen

Ich bin erst vor zwei Jahren nach Deutschland gezogen. Damals war ich in der siebten Klasse und hatte noch nie etwas von einem Praktikum gehört. Erst am Anfang der neunten Klasse hat jemand mir erklärt, was ein Praktikum ist. Ich hatte also nur noch ein Schulhalbjahr Zeit, um einen Platz zu finden. Ich habe angefangen (meine Familie hat mir geholfen) einen Platz zu suchen.

Es war nicht einfach, weil fast alle Plätze schon besetzt waren. (Liebe Achtklässler, wartet nicht bis zur neunten Klasse, sonst sind eure Chancen sehr gering!) Zum Glück habe ich noch einen Platz schon vor den Herbstferien bei der Commerzbank gefunden, die eine Stelle am Dornbusch angeboten hat.

Der Aufbau der Commerzbank

Die Commerzbank ist eine Aktiengesellschaft mit 52.000 Mitarbeitern weltweit. Ich arbeitete in der Filiale Frankfurt-Dornbusch, die 10 Mitarbeiter hatte.

Auf der untersten Stufe der Filialenhierarchie steht je eine/ein Auszubildende/r und ein Schülerpraktikant. Der Schülerpraktikant („Herr Kiss-Rédey“) muss sich in den drei Praktikumswochen in der Filiale umschauen und sich mit den Aufgaben einer Bank vertraut machen.

Die Auszubildende, Frau Boch macht ein dreijähriges BA-Studium. Dies besteht aus einer Ausbildung und aus einem Studium. Sie studiert manchmal die Theorie in der Schule, aber manchmal ist sie in einer Filiale, um Praxis zu bekommen. Hier muss sie alle möglichen Aufgaben in der Kundenberatung lernen und die Produkte kennenlernen. Es gibt noch andere Arten von Ausbildung, aber nicht in dieser Filiale.

Auf der mittleren Stufe der Filialenhierarchie stehen Kundenserviceberater, Privatkundenberater und Private Banking Berater.

Es gibt zwei Kundenserviceberaterinnen: Frau Yavuz und Frau Reyschmidt. Ihre Aufgaben sind die Kasse zu betreiben, Büromaterialien zu bestellen und zur Verfügung zu stellen. Außerdem müssen sie Termine vereinbaren, die Berater unterstützen und den Mechaniker rufen, wenn er gebraucht wird.

Es gibt drei Privatkundenberater: Herrn Menghistu und Herrn von Treskow, außer ihnen ist ein Platz frei. Sie beraten die Kunden in den Bereichen Wertpapiere und Altersvorsorge mit dem Schwerpunkt auf Krediten. Sie sind auch für die Kontoeröffnungen verantwortlich. 

Die zwei Private Banking Beraterinnen, Frau Stein und Frau Eichhorn haben dieselben Aufgaben, wie die Privatkundenberater, aber sie machen auch noch Baufinanzierung, und ihr Schwerpunkt ist auf dem Wertpapiermarkt. Sie beschäftigen sich mit Kunden mit einem Gehalt von mehr als 4.000€.  

Auf der obersten Stufe der Filialenhierarchie steht der Filialleiter, Herr Kasperek. Seine Aufgabe ist es, seine Untergebenen mit der Firmenleitung zu verbinden.  

Der Chef von Herr Kasperek ist der Niederlassungsleiter. Es gibt 65 Niederlassungen in Deutschland, die Filiale Frankfurt-Dornbusch ist in der Niederlassung Frankfurt-Nord.  

Deutschland wurde in fünf Bereiche („Regionen“) aufgeteilt. Diese sind West (etwa Nordrhein-Westfalen), Nord (etwa Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein), Ost (etwa ehemalige DDR), Süd (etwa Bayern und Baden-Württemberg) und Mitte (etwa Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland). Ihre Vorstände sind die Chefs der Niederlassungsleiter, und die Untergeordneten des Konzernvorstands.  

Der Konzernvorstand bestimmt die Ziele der Firma. Diese Ziele werden zuerst unter den Bereichen, dann unter den Niederlassungen, und zuletzt unter den Filialen verteilt.  

Es ist wichtig zu bemerken, dass dies nur für den Privatkundenbereich gilt. Bei Firmenkunden weiß ich leider nicht, wie das funktioniert. 

Die Mitarbeiter verbringen ihre Mittagspause meistens in der Küche. Dort gibt es eine Mikrowelle, eine Kaffeemaschine, einen Kühlschrank und eine Spülmaschine. Man hat auch die Möglichkeit, um eine längere Mittagspause zu bitten, und diese im Commerzbank Tower mit anderen Mitarbeitern zu verbringen.

Ein Arbeitstag 

An jedem Tag fing ich um 9 Uhr an und hörte um 16 Uhr auf zu arbeiten. Meistens war ich an der Kasse. Die Mittagspause war zwischen 13 Uhr und 14 Uhr.  

Jeden Morgen mussten die Kundenserviceberaterinnen Frau Yavuz und Frau Reyschmidt das Geld zählen. Diese Daten sollten in den Computer übertragen werden. Man musste auch die Postkiste entleeren, die größtenteils Überweisungen im Papierformat enthielt. Die Tafel, auf der die Aktienkurse aufgeschrieben wurden, musste auch ausgetauscht werden.  

Danach öffnete ich die Filiale Frankfurt-Dornbusch. Herr Chakiath wartete am 22. Januar schon um 9 Uhr vor der Tür, um mit dem Filialleiter Herr Waldemar Kasperek und mit mir zu sprechen. Ich führte ihn zum Filialleiter, der ihn begrüßte.  

Nach einer halben Stunde und einem angenehmen Gespräch musste er gehen. Ich ging zurück zur Kasse, wo ich Frau Yavuz half. Einmal sagte sie einer Kundin an diesem Tag, dass ich ihren Platz übernehmen könnte. Wahrscheinlich hat sie gemeint, dass ich schon fast alles erlernt habe, was am Schalter gemacht werden soll. 

Einmal sah ich auch, wie das Geld in die Bank geholt wird. Ein Geldtransporter kam, und ein Mann brachte das Geld in einer "Schubkarre" herein. Wir begleiteten ihn zu den Tresoren. Wir packten das Geld (meistens Münzen in Rollen) in den Tresor. Der Geldtransporter brachte auch Noten aus der Filiale mit. 

Am ersten Freitag, vor der Mittagspause kam eine Frau, die sichtbar Probleme mit der deutschen Sprache hatte. Ich habe verstanden, dass sie ein Problem mit ihrer Karte hatte. Glücklicherweise gab sie uns ihre Karte, und nachdem ich ihren Namen sah, war meine Frage an die Frau: „Segíthetek?“ („Kann ich Ihnen helfen?“) Die Frau hatte einen echten ungarischen Namen, so konnte ich mit ihr auf unserer Muttersprache diskutieren. Am Ende haben wir erfahren, dass sie ihre Karte in den Automat falsch hineingesteckt hat. Auf so ein Treffen habe ich seit Beginn des Praktikums gewartet und gehofft, dass ich Ungarisch sprechen können werde.  

Es gab noch einen interessanten Fall. Eine rumänische Frau kam einmal zur Kasse, und als ich ihren Ausweis kopiert habe, ging sie weg. Ich weiß nicht, ob sie ihn zurückbekam. 

Vor der Mittagspause wird, wie morgens, immer das Geld gezählt. Manchmal muss man "das BBA", die Maschine entleeren, in die die Banknoten eingezahlt werden, weil sie nur 500 Scheine jeder Art enthalten kann. Die herausgenommenen Scheine werden gebündelt und in den Tresor gebracht.  

Am ersten Freitag ging vor der Mittagspause die Tür kaputt: das Schloss funktionierte nicht! Jemand musste immer in der Kundenhalle bleiben, damit niemand hereinkommt. Nach 16 Uhr wurde ein Mechaniker gerufen, um die Tür zu reparieren. In den folgenden zwei Wochen funktionierte das Schloss statt eines Knopfes mit einem Schlüssel. 

Ein- und Auszahlungen 

Die wichtigste Zahl in einer Bank ist die IBAN-Nummer. Ihr Aufbau wird hier erklärt:

Am Anfang kommt der zwei Buchstaben enthaltende Landescode. Die Stellen eins bis drei der Bankleitzahl bilden die Ortsnummer, die einen Bankplatz (Ort der Filiale der Deutschen Bundesbank) sowie den zugehörigen Bankbezirk (Bankplatz und das angrenzende Gebiet) kennzeichnet. Zum Beispiel gehören die Ortsnummer 500, 501, 502, 503, 504, 514 und 524 zu Frankfurt. Die Stelle danach bezeichnet das Banknetz. Zum Beispiel gehört 1 zu Postbank, 4 und 8 zu Commerzbank, 5 zu Sparkassen und 7 zur Deutschen Bank. Die letzten vier Ziffern werden vom Geldinstitut festgelegt. (Wikipedia - Bankleitzahl, 2016) 

Die Kundennummer ist eine zufällige achtstellige Zahl, die zu einem Kunden zugeordnet wird. Ein Kunde kann auch mehrere Konten haben, diese verschiedene Konten werden mit der Kontonummer unterschieden. Aus der Bankleitzahl, der Kundennummer und der Kontonummer kann man die zwei Prüfziffern nach dem Landescode ausrechnen: 

  1. Setze die beiden Prüfziffern auf 00 (die IBAN beginnt dann z. B. mit DE00 für Deutschland). 

  2. Stelle die vier ersten Stellen an das Ende der IBAN. 

  3. Ersetze alle Buchstaben durch Zahlen, wobei A = 10, B = 11, …, Z = 35. 

  4. Berechne den ganzzahligen Rest, der bei Division durch 97 bleibt. 

  5. Subtrahiere den Rest von 98, das Ergebnis sind die beiden Prüfziffern. Falls das Ergebnis einstellig ist, wird es mit einer führenden Null ergänzt.  

(Wikipedia - IBAN, 2016) 

Bis zum 31. Januar 2016 konnte man im Inland auch mithilfe der Bankleitzahl, der Kontonummer und der Kundennummer Überweisungen anfangen. Ab den 1. Februar kann man nur die IBAN-Nummer benutzen.  

Zum Einzahlen braucht man den IBAN-Nummer des Kontos, wohin man Geld einzahlen will, einen Personalausweis und den Unterschrift des Kassierers oder der Kassiererin. Wenn man zum Beispiel seine Rechnungen auszahlen will, muss man Einzahlung zu Gunsten Dritter wählen, und dazu muss man 5 Euro Gebühren bezahlen.  

Wenn der Kunde sehr viele Münzen einzahlen will, kann der Kassierer ein Safebag nehmen. Die Münzen werden hineingegossen, und das Safebag wird ins Zentrum geschickt, wo es gutgeschrieben wird.  

Zum Auszahlen braucht man die IBAN-Nummer des Kontos, woher man Geld abheben möchte, einen Personalausweis und seinen Unterschrift. Man kann auch Geld wechseln, aber man muss zuerst die gewünschte Währung bestellen. Danach kann man es abheben, aber dazu braucht man ein Konto bei der Commerzbank, außerdem bekommt die Commerzbank durchschnittlich 15% Gewinn. (Commerzbank AG - Sortenkurse, 2016)  

Es kann auch nur eine Menge von unter 10.000€ ausgezahlt werden, sonst muss es zwei Tage vorher gemeldet werden. Ich war einmal der Augenzeuge einer Auszahlung von 57.000€, außerdem habe ich mehr als 100.000€ gesehen. Vorher sah ich noch nie so viel Geld, deshalb habe ich die Bank „Monopoly, aber mit echtem Geld“ genannt. 

Schweizer Franken, USA-Dollar und Britischer Pfund gibt es auf Lager. Diese können bis zu 1.000 Einheiten ohne Bestellung ausgegeben werden. Ab 1.000 CHF/USD/GBP, oder wenn man eine andere Fremdwährung jeder Größe haben will, muss es zwei Tage vorher gemeldet werden. 

Ein- oder Auszahlungen, die keine Fremdwährung oder mehr als 2.000€ enthalten, können auch an den Automaten erledigt werden. Man muss sich merken, dass wenn die Geheimzahl dreimal falsch eingegeben wird, wird die Karte eingezogen, und man braucht einen Ausweis, um es zurückzubekommen. 

Kontoeröffnung 

Bei einer Kontoeröffnung muss man zuerst einen Termin mit einem Berater vereinbaren. Wenn das erledigt wurde, muss der Kunde zum Termin seine Identifikationsmittel mitbringen. 

Wenn man einen deutschen Ausweis hat, dann ist das schon genügend. Wenn man ein Schengen-Ausweis oder einen Reisepass mitbringt, dann braucht man auch eine Meldebescheinigung, weil zur Kontoeröffnung die Adresse gebraucht wird.  

Schon hier können auch Probleme auftreten, zum Beispiel bei den Staatenlosen, die keine Staatsangehörigkeit haben, bei den Obdachlosen, die kein Zuhause haben, oder bei den Flüchtlingen, die keinen Pass haben, weil sie ihn während ihrer Flucht „verloren“ haben. Sie dürfen kein Konto eröffnen, weil ihre Identität nicht geprüft werden kann. Deshalb möchte die EU ein „Girokonto für Jedermann“ ermöglichen, was den früher erwähnten Gruppen eine Kontoeröffnung erlauben würde. Die EU-Mitgliedstaaten müssen diese bis zum 18. September 2016 in nationales Recht umsetzen. (Wikipedia - Jedermann-Konto, 2016) 

Oder was macht man, wenn das Geburtsland zum Beispiel die Sowjetunion, die DDR, die Tschechoslowakei oder Jugoslawien ist? Oder wenn man z. B. 1938 in Breslau, Deutschland (heute Polen) geboren ist? 

Dafür habe ich ein ähnliches Beispiel gesehen: bei einem Mann, der während des zweiten Weltkrieges in Landsberg, Deutschland geboren wurde, wurde „Landsberg, Polen“ (Gorzów Wielkopolski) eingetragen. Also, bei Grenzveränderungen muss immer die heutige Landeszugehörigkeit des Geburtsortes betrachtet werden.  

Wenn das geschafft wird, die Staatsangehörigkeit und Geburtsort zu bestimmen, dann kann man andere Daten, wie Wohnort, Handynummer, E-Mail-Adresse ins System eintragen. Eine Bankkarte und die Online-Banking-Funktion werden beantragt. Dann muss noch der Vertrag unterschrieben werden. 

Bei Minderjährigen läuft es ein bisschen anderes. Sie müssen beide Elternteile dabei haben, und nach der Eröffnung gibt es manche Begrenzungen. Die PIN-Zahl der Bankkarte darf nicht geändert werden. Kinder dürfen auch keine Kreditkarte haben, mit der Ausnahme der Prepaid-Kreditkarte, die zuerst aufgeladen werden muss, und dann benutzt werden kann. Sie hat den Vorteil, dass man damit auch online einkaufen kann. Außerdem ist das Alter in den Kartenchip einprogrammiert, damit Tabakautomaten keine Tabakwaren an Minderjährigen ausgeben.  

Ich habe zwei Kontoeröffnungen gesehen: beide waren Mitschüler der Elisabethenschule. Der erste war ich. Über den anderen habe ich während des Tages der offenen Tür von einem Sitzplan in einem Klassenzimmer erfahren, dass er ein Mitschüler ist. 

Nach der Kontoeröffnung bekommt man in den folgenden Wochen viele Briefe von der Bank. Man bekommt die Karte, die zugehörige PIN, die Online-Banking-Zugangsdaten und den TAN-Aktivierungsbrief. 

TAN bedeutet Transaktionsnummer (transactionauthenticationnumber). Es gibt drei unterschiedliche TAN-Verfahren: Mobile-TAN, Photo-TAN und die TAN-Liste.  

Bei dem Mobile-TAN wird ein SMS vor jeder Transaktion auf das Handy geschickt. Dies enthält eine Code, die im Browser eingeschrieben werden muss, um die Transaktion zu überprüfen. 

Bei dem Photo-TAN zeigt der Browser eine QR-Code, die man mit einem App ablesen soll. Das App zeigt die Code, die im Browser eingeschrieben werden muss, um die Transaktion zu überprüfen.  

Bei der TAN-Liste bekommt man auf einem Blatt 100 TAN-Nummer. Wenn der Browser um „TAN Nr. 87“ bittet, dann muss diese von der Liste in den Browser eingeschrieben werden, um die Transaktion zu überprüfen. Das ist eine veraltete Methode und wird den Neukunden nicht angeboten. 

Wenn man Commerzbank an anderen Menschen weiterempfiehlt, die sich deshalb so entscheiden, dass sie ihr erstes Konto bei der Commerzbank eröffnen möchten, bekommt man die unten dargestellten Prämien. 

Eigene Reflexion 

Das Praktikum gefiel mir sehr. Eine meiner größten Hoffnungen war, dass ich Fremdsprachen sprechen können werde. Wie ich schrieb, konnte ich Ungarisch (sowie Englisch) sprechen. Obwohl die Aufgaben nicht so abwechslungsreich waren, war dieses Monopoly mit echtem Geld sehr interessant. Ich nenne es so, weil ich bis jetzt nur in Monopoly so viel Geld sah. 

Ich erfuhr, dass von der anderen Seite des Schalters alles schneller aussieht, als von der Schlange. Es gibt dort fast nie Ruhe. Man merkt das nicht, weil man nur einen kleinen Teil davon sieht. Das einzige Problem war, was ich hatte, dass die Mitarbeiter sehr widersprüchlich waren, ob ich sie und den Kunden zu den Tresoren begleiten darf oder nicht. Der Filialleiter war zwei Wochen lang krank, deshalb konnte er keine Stellung nehmen. 

Ich würde zukünftigen Praktikanten empfehlen, dass sie keine Angst vorm Praktikum haben sollten. Meine Eltern erschreckten mich am Freitag vor dem Praktikum, dass es möglich ist, dass ich oft nichts machen dürfe oder können werde. Überraschend ging das Gegenteil in Erfüllung.  

Ich denke, dass das Praktikum sich lohnte. Obwohl ich noch unsicherer wurde, was ich später werden will, da ich auch Lehrer, Sprachwissenschaftler oder Historiker werden möchte, wurde die Bank eine neue Möglichkeit für mich, was ich später vielleicht auch beruflich machen könnte. 

Marcell, 9b (Schulreporter)

Zurück