Rückblick
Projektwoche Salafismus
Dem Begriff Salafismus liegt das arabische Wort „Salaf“ (Deutsch: der Vorfahre) zugrunde. Dies bildet den Kern dieser konservativen islamischen Strömung: die Rückbesinnung auf das Leben der Vorfahren, wie es vor knapp 1400 Jahren zu Zeiten des Propheten Muhammed geführt wurde. Die Grundlage der religiösen, aber auch alltäglichen Prinzipien des Salafismus bildet hierbei der Koran.
Aus heutiger Sicht gestaltet sich dieses Vorhaben, nämlich die „Errichtung einer gottgewollten Ordnung weltweit“ als schwierig. Allein in Deutschland treffen eine hohe Anzahl verschiedener Nationalitäten, aber vor allem auch Glaubensrichtungen aufeinander. Die Forderung nach einer einheitlichen Religion und der Anspruch, die einzig wahre und richtige Religion zu besitzen, treffen in Deutschland auf Unverständnis. Man ist hier bemüht, dass alle Glaubensrichtungen friedlich nebeneinander existieren können – ein Zustand, welcher für Salafisten unerträglich ist.
Salafisten versuchen durch öffentliche Auftritte, bei denen rhetorisch auffällige Reden gehalten oder die heiligen Schriften des Islam verteilt werden, Aufmerksamkeit zu erregen und vor allem neue Mitglieder, sogenannte „Glaubensbrüder“ zu finden. Kritiker sehen dieses Verhalten als problematisch an, weil der Anspruch auf absolute Wahrheit und erst recht der Aufruf zum „Jihad“ gefährlich seien. Hierbei muss man allerdings berücksichtigen, dass es innerhalb des Salafismus verschiedene Gruppen gibt und die meisten von ihnen friedlich leben. Diejenigen Salafisten, welche tatsächlich zum „Jihad“ (Deutsch: Kampf) aufrufen, werden als „Jihadisten“ bezeichnet. Von ihnen werden gläubige Muslime dazu angehalten, einen bewaffneten Kampf gegen die Ungläubigen zu führen. Experten sprechen in diesem Zusammenhang oft von einem „gestohlenen Jihad“, denn laut Definition bzw. der heiligen Schrift bedeutet Jihad in etwa „Anstrengung, Bemühung“. In erster Linie ist dabei an den Kampf gegen die eigene Untugend zu denken und nicht an einen Kampf im militärischen Sinne.
Weil uns diese Informationen neugierig gemacht haben und weil wir auch andere Standpunkte kennenlernen wollten, machten wir kurzerhand eine Umfrage unter Passanten. Wir befragten Menschen verschiedenen Alters, verschiedener Herkunft und Glaubenszugehörigkeit nach ihrem Wissen bezüglich des Themas. Es zeigte sich, dass nur wenige Personen tatsächlich eine konkrete Vorstellung von dem Wort und dem Begriff an sich hatten. Die meisten hatten aber dennoch eine sehr differenzierte Meinung hinsichtlich des Anspruchs, die „einzig wahre“ Religion zu sein, sowie zu dem Thema Gewalt und Privatsphäre. So waren alle Befragten der Meinung, dass der Glaube etwas Privates sei. Er sei solange zu tolerieren und zu akzeptieren, wie nicht versucht werde, ihn den Mitmenschen aufzuzwingen. Vor allem, wenn dies mit Gewalt versucht werde, sei das absolut inakzeptabel.
Alles in Allem entsprach dies auch dem Verständnis und der Meinung unseres Kurses. Um jedoch die unterschiedlichen Meinungen bzw. Auffassungen vom Islam noch besser zu verstehen, sahen wir zum Abschluss noch einige Beiträge von Islamforschern, Psychologen und anderen Fachmännern. Interessant hierbei war vor allem die Tatsache, dass alle dem Thema Salafismus kritisch gegenüber standen – und dies vor dem Hintergrund, dass es sich bei allen Experten um gläubige Muslime handelte.
Diese Projektwoche war sowohl lehrreich als auch produktiv. Und die Tatsache, dass wir mit diesem Thema eine hochaktuelle Strömung des Islam in Deutschland näher ins Auge fassen konnten, hat uns allen etwas gebracht. So konnten wir dieses Schuljahr mit neuem Wissen, aber auch sehr viel Spaß abschließen.
Selin Alpaslan, Q2
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